Aktuelles
„Der Umgang mit Geld ist der Co-Autor der Lebensgeschichte“
Vortrag zur finanziellen Unabhängigkeit fand großen Zuspruch
Rund 90 Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer interessierten sich für das Online-Seminar zum Thema „Finanzielle Unabhängigkeit planen" anlässlich des Internationalen Frauentages am 9. März. Ulrike Leimig, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, hatte die Soziologin und Finanzexpertin für Frauen, Dr. Birgit Happel, für den Vortrag gewinnen können. Gemeinsam mit der Fachstelle Familienförderung im Landratsamt sowie mit der Frau und Beruf GmbH Garmisch-Partenkirchen wurde die Veranstaltung mit unerwartet großem Zuspruch durchgeführt. Ziel war es, insbesondere Frauen, die noch in allererster Linie die dauerhafte Erziehungs- und Sorgearbeit in der Familie leisten, über Möglichkeiten zur finanziellen Unabhängigkeit genauer aufzuklären. Frauen, so wusste Referentin Dr. Birgit Happel, leisten aktuell durchschnittlich zu 1/3 bezahlte und 2/3 unbezahlte Arbeit. Diese Tatsache und eine im Durchschnitt um knapp 20 % geringere Bezahlung von Frauen führen dazu, dass Frauen mit Kindern oder als pflegende Angehörige ohne gezielte Vorsorge schnell ins Hintertreffen geraten können. Denn lange kann es gemeinsam mit einem Partner gut gehen, für Alleinerziehende und nach einer Scheidung sieht es aber oft ganz anders aus. Besonders im Rentenalter erleben viele Frauen in finanzieller Hinsicht böse Überraschungen. So bringt ein Jahr Minijob laut Happel gerade mal 4,50 € monatlich bei der Auszahlung der Rente. „Der Umgang mit Geld ist der Co-Autor der Lebensgeschichte", so Happel. Frauen müssten oft ihr eigenes „Money-Mindset", also ihre innere Einstellung zum Geld neu ausrichten, denn allzu oft haben Finanzen für Frauen etwas Fremdes, Ungewohntes. Frauen sollten jedoch die enorme Bedeutung der Finanzen und der eigenen Finanzplanung für ihre Unabhängigkeit und ihre Absicherung im Alter erkennen. Ein persönliches „Gesundes Finanzhaus", so weiß die Finanzexpertin, kann nur durch drei aktiv gestaltete Bereiche erreicht werden: 1. Eine gezielten Altersvorsorge, 2. Die Festlegung persönlicher Sparziele und 3. Einem solidem Fundament zur Absicherung möglicher Risiken im Lebensverlauf. Als konkretes Beispiel nannte die Referentin, dass Frauen mit Kindern nicht erst am Ende des Monates überlegen sollten, ob noch ein finanzieller Rest übrig bleibt, den sie für Krisenzeiten und für das Alter zur Seite legen; vielmehr sollten sie gezielt jeweils für den Monatsanfang den möglichen Betrag für ihre spätere Unabhängigkeit und Absicherung sparen. Die kritische Frage einer Teilnehmerin, ob denn Frauen mit einem sehr geringen Einkommen überhaupt die Möglichkeit zum Sparen hätten, beantwortet Happel präzise: Zum einen sollten die Frauen prüfen, ob sie für sich und ihre Situation auch tatsächlich die bestmögliche Bezahlung erreicht haben und zum anderen gäbe es nahezu in jedem Haushalt Einsparpotential, z.B. beim Strom. So war für die Teilnehmenden aus ganz unterschiedlichen Einkommensniveaus etwas Interessantes dabei. Die Rückmeldung an die Referentin und Veranstalter war dementsprechend begeistert.
Dr. Birgit Happel schrieb ihre Doktorarbeit zum Thema "Geld und Lebensgeschichte"; das ist auch der Titel ihres Buches (Campus Verlag). Seit zehn Jahren arbeitet sie als Trainerin und Referentin für Finanzbildung und Gleichstellung (www.geldbiografien.de). Sie ist Mitglied von UN Women Deutschland und engagiert sich im Vorstand des Präventionsnetzwerks Finanzkompetenz.
Ein kostenfreies Angebot für junge Frauen zum Thema "Was verdient die Frau" ist auf der Internetseite des DGB unter www.was-verdient-die-frau.de/webinare/finanzenimblick zu finden.