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FRAUEN.FORUM.ZUKUNFT
Seilakt? Frauenleben in der Region: Der Projektverbund „FRAUEN.FORUM.ZUKUNFT" hatte Anfang Oktober zur Auftaktveranstaltung nach Wängle/Tirol eingeladen. Angelika Hörmann vom Verein BASIS Frauenservice und Familienberatung Außerfern konnte über 60 Frauen, unter ihnen viele Vertreterinnen von Organisationen aus Tirol und Bayern begrüßen.
„In beiden Ländern steigt die Zahl der Beschäftigten und gleichzeitig gibt es hüben wie drüben auch Menschen, die armutsgefährdet sind. Obwohl sie einer Arbeit nachgehen, reicht das Einkommen nicht zu einem würdigen Leben. Dies trifft in besonderer Weise auf alleinerziehende Frauen sowie Migrantinnen zu. Weitere Risikofaktoren sind auch Teilzeitbeschäftigung und sachgrundlos befristete Arbeitsverträge. Infolge dieser ungünstigen Rahmenbedingungen wandern viele qualifizierte Frauen ab in die Metropolen, weil sie im ländlichen Raum keinen Arbeitsplatz finden, der ihnen Perspektiven bietet. Darum braucht es ein solches Projekt. Hier sind Frauen gefragt, die ihre Erfahrungen und ihre Ideen einbringen und bereit sind, die notwendigen Veränderungen mitzugestalten", so Christine Baur, Landesrätin für Frauen und Gleichstellung des Landes Tirol bei ihrem Statement.
Das Leben von Frauen hier ist geprägt durch die geografische Lage und die Infrastruktur, ebenso durch tradierte Lebensformen und Rollenbilder. „In unserem bayerisch-österreichischen Projekt geht es um genau die Fragen, die Frauen und ihre Angehörigen bewegt: Was bestimmt das Leben der Frauen im Außerfern und im Landkreis Garmisch-Partenkirchen? Wie sind ihre Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten, wie ihre Chancen für eine berufliche Weiterentwicklung? Wie sind sie an den Entscheidungen über die wirtschaftliche Entwicklung in ihren Regionen beteiligt?", ergänzt Christine Nusshart, Projektleiterin aus Garmisch-Partenkirchen.
Weil Frauen ihre Situation am besten kennen und wissen, was sich wie verändern muss, waren die Teilnehmerinnen aufgefordert, ihre Erfahrungen und ihre Wünsche einzubringen. Erstaunliches, vermeintlich Selbstverständliches und manches Bekannte kam dabei zutage: Wo bleiben qualifizierte Arbeitsplätze für die vielen gut ausgebildeten Frauen? Warum wird für Pflegeleistungen innerhalb der Familie nichts bezahlt oder zumindest angerechnet? Ich brauche Arbeit, um wenigstens ein bisschen unabhängig zu sein! Wir brauchen eine Talenteschmiede für Schülerinnen! Pendelzeiten zur Arbeit erschweren Vereinbarkeit! Die „Wahlfreiheit" (Kinder/Beruf) ist in Wirklichkeit keine! Kein Auto – abgehängt! Ich wünsche mir, dass meine Töchter dieselben Chancen haben wie die Buben. Frauen wählen keine schlechtere Bezahlung, sie bekommen sie!
Diesem vehementen „Aufbegehren" der Frauen folgte die künstlerisch-akrobatische und auch clowneske Herangehensweise an das Thema. Der Seilakt am Vertikalseil der quirligen Künstlerin Sarah Pfeiffer geriet zu einer heiter-melancholischen, mitunter auch atemlosen Spiegelung der „Knackpunkte" im Leben einer Frau. Und das ist nicht immer lustig. Der Abend hinterließ Spuren. Diese fließen in die konkrete Arbeit der Projektgruppe ein, denn Wängle war der Anfang und so soll es im Projekt weiter gehen:
Damit sich die unterschiedlichen Situationen, Erfahrungen und Wünsche von Frauen im Projekt wiederfinden, sind verschiedene Veranstaltungen geplant, hier sind auch Vereine, Verbände usw. mit ihren Schwerpunkten und Zielen gefragt. Ein erster dieser „Runden Tische" findet am 21. Februar 2018 in Reutte/Tirol statt. Im Zentrum steht hier die Frage, wie eine qualifizierte und flexible Kinderbetreuung eine möglichst stressfreie Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit sichern kann. In weiteren Veranstaltungen geht es um die Frage von Berufschancen, Verdienstmöglichkeiten und der Partizipation von Frauen bei der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Region.
Die Abschlussveranstaltung des Projekts FRAUEN.FORUM.ZUKUNFT im November 2018 sehen die Projektfrauen nicht als Ende des Projekts, sondern als Zwischenbilanz. Zunächst werden die Ergebnisse aus den verschiedenen Untersuchungen, der erstellten IST-Analyse und den „Runden Tischen" vorgestellt. Aber dabei soll es nicht bleiben. Es sollen dann bereits konkrete Veränderungsmöglichkeiten aufgezeigt und erste Schritte zur Umsetzung gestartet werden. Wirtschaftliche und politische Entscheidungsträger*innen sind heute schon herzlich zum FRAUEN.FORUM.ZUKUNFT eingeladen.
Frauen, die ihre Erfahrungen und ihre Ideen ins Projekt einbringen wollen, ebenso wie Organisationen etc. sind willkommen.
Ansprechpartner im Landkreis Garmisch-Partenkirchen und im Außerfern:
- Frau und Beruf plus e.V., Brunntalstraße 2, D 82467 Garmisch-Partenkirchen, Christine.Nusshart@frau-und-beruf.net , Telefon *49 8821 798027
- BASIS Frauenservice und Familienberatung, Planseestraße 6, A 6600 Reutte/Tirol, Office@basis-beratung.net , Telefon *43 5672 72604
Dieses Projekt wird gefördert von der Europäischen Union mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (INTERREG) und dem Land Tirol. Als Kooperationspartner beteiligen sich Frauen im Brennpunkt/Reutte und ZONTA Garmisch-Partenkirchen.