Der Werdenfelser Weg zur Reduzierung fixierender Maßnahmen in der Pflege
Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Wenn das Wissen um die pflegerischen Möglichkeiten zur Vermeidung von Fixierungen bei Pflegefachleuten ständig wächst, aber es nur langsam bei den Menschen ankommt, so liegt das stark an dem Klima eines zu starren Sicherheitsdenkens in der Pflege.
Ein Klimawandel bei Fixierungsfragen in der Pflege ist erforderlich und gerade wir sehen uns von behördlicher Seite als Juristen am Amtsgericht und damit befasste Behördenmitarbeiter des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen in einer zentralen Verantwortung.
Dies war die Ausgangsposition, in der aus einer Zusammenarbeit der Betreuungsrichter des Amtsgerichts Garmisch-Partenkirchen, der Mitarbeiter der Betreuungsstelle und der Heimaufsicht des Landkreises Garmisch-Partenkirchen sich im Frühjahr 2007 eine gemeinsame Initiative entwickelt hat, die sich "Werdenfelser Weg" nennt.
Die Idee des "Werdenfelser Weges" wird in ihrem Kern umgesetzt durch den Einsatz spezieller gerichtlich und behördlich geschulter Verfahrenspfleger im betreuungsgerichtlichen Genehmigungsverfahren, die als Interessenvertreter des einzelnen Heimbewohners mit pflegefachlichem Wissen mit allen Beteiligten abklären, ob alle Vermeidungsstrategien für Fixierungen ausgeschöpft sind, und auf eine gemeinsame Beurteilung der Risiken hinarbeiten, um Fixierungen weitestmöglich zu vermeiden und Pflegenden Handlungssicherheit in haftungsrechtlicher Hinsicht zu vermitteln, gerade auch für Fälle, in denen vor dem Hintergrund von Menschenwürde und Selbstbestimmung hinnehmbare Risiken verbleiben.
Ansatz
- Wir wollen ein gemeinsames deutliches Signal setzen, dass die Vermeidung von Fixierungen bei verantwortungsvollen pflegerischen Grundentscheidungen gewollt ist.
- Wir wollen die Einrichtungen in unserem Landkreis bestärken, wenn sie bei vermeintlich höherem Haftungsrisiko bewusst auf Fixierungen in Einzelfällen verzichten wollen. Wir wollen den Einrichtungen anbieten, derartige Entscheidungen in gemeinsamer Verantwortung unter dem Schutz eines gerichtlichen Verfahrens mitzutragen, gerade für die Fälle, in denen sich ein Restrisiko später verwirklicht.
- Wir müssen die Einrichtungen in unserem Landkreis anhalten, jede einzelne Fixierung immer wieder kritisch zu hinterfragen, ob und welche Alternativen es gibt, um insofern Fixierungsroutine zu überwinden.
- Wir müssen uns auch mit den Einrichtungen im Landkreis gemeinsam bemühen, unser aller Wissenstand zu der Thematik ständig zu erweitern und Informationen auszutauschen.
Einrichtungen
Am Projekt beteiligen sich in gezielter Zusammenarbeit nunmehr auch mehrere Einrichtungen der Altenpflege im Landkreis, die in diesem Sinne als Mustereinrichtungen sich der Problemstellung der Vermeidung fixierender Maßnahme für ihre Bewohner und deren Menschenwürde in besonderem Maße verpflichtet fühlen und die die enge Zusammenarbeit mit den Behörden im Landkreis zum Wohle der Heimbewohner suchen und unterstützen.
Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen sind dies folgende Pflegeeinrichtungen:
- Seniorenwohnen Ruhesitz Staffelsee, eine Einrichtung der Sozialservice-Gesellschaft des BRK
- Lenzheim in Garmisch-Partenkirchen
- Pflegehaus Heimgarten in Ohlstadt
- Haus St. Vinzenz in Garmisch-Partenkirchen
- Haus Bellevue in Garmisch-Partenkirchen
- Haus St. Barbara in Eschenlohe
- Haus Ammertal, Einrichtung der Sozialservice-Gesellschaft des BRK in Oberammergau
- Haus Kemmelpark in Murnau
- ProSeniore in Oberau
Mittlerweile ist daraus ein erfolgreiches Modellprojekt entstanden, das nun auch im Bayerischen Sozialministerium Interesse gefunden hat. Es bestehen im Jahre 2009 auch Anfragen zur Vorstellung des Projekts durch bundesweite Veröffentlichungen in Fachzeitschriften.
Werdenfelser Weg - Das Original
Nähere Informationen zum Werdenfelser Weg erhalten Sie hier.